Mantrailing – verblüffende Einblicke in die Arbeit der Rettungshundestaffel

Hin und wieder erinnern wir SchulgärtnerInnen uns gerne an den ersten Teil im AG-Namen: Nicht umsonst nennt sich diese Arbeitsgemeinschaft „Biologie- und Schulgarten-AG“.

Am Freitag, den 28.04.2017, wurden mal wieder biologische Fragen groß geschrieben und die Wildkräuter in den Beeten bekamen eine Gnadenfrist! Denn wir haben auf dem Gelände des Mehrgenerationenhauses Mitglieder der Rettungshundestaffel getroffen und konnten bei deren Mantrailing-Training zuschauen. Netterweise hatte Anke Plümers, die Leiterin des MGH, uns diesen Einblick ermöglicht.

Zur Arbeit der Rettungshundestaffel gehören jede Menge Ausrüstungsgegenstände – auch die Hunde bekommen während der Arbeit ein besonderes Geschirr. Das ist wichtig, denn wenn sie auf diese Art ausgerüstet werden, wissen die Tiere sofort, dass es jetzt ernst wird und große Konzentration erforderlich ist! Beim Man-Trailing lässt man besonders ausgebildete Hunde nach vermissten Menschen suchen. Man braucht eine Duftprobe dieser Vermissten und sucht dann ein vorher abgegrenztes Gelände gezielt nach dieser Person ab.

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Dabei müssen Windverhältnisse, Außentemperaturen, Niederschläge und Geländemerkmale berücksichtigt werden. Die Hundetrainerinnen demonstrierten das mithilfe von Seifenblasen und Babypuder im Wind: Jeder Mensch verliert ständig Hautpartikel, Haare und Ähnliches, während er sich bewegt. Wären diese Partikel größer, könnte auch der Mensch hinter jedem Spaziergänger eine deutliche Partikelspur erkennen. Hunde bemerken diese Duftspur mithilfe ihrer excellenten Nase, die viel besser ausgestattet ist als eine menschliche Nase.

Die Rettungshunde checken zunächst, welche Menschen zum Rettungsteam gehören (dazu gehörten am Freitag ausnahmsweise auch wir!), und klammern im Kopf deren Duftpartikel für den Zeitraum der Suche einfach aus.

Dann bekommen sie einen Gegenstand präsentiert, der mit der vermissten Person in Kontakt war. Manche Hunde beißen in diese Gegenstände sogar hinein, um den Geruch besser wahrnehmen zu können! In unserem Fall haben sich die Versuchspersonen das Gesicht mit einem Taschentuch abgewischt. Man kann aber auch ein getragenes Kleidungsstück benutzen oder das Lenkrad des Autos abwischen. Haben andere Menschen diesen Gegenstand ebenfalls berührt, müssen sie vor der Suche ebenfalls abgecheckt (also von den Hunden gedanklich ausgeschlossen) werden.
Jetzt heißt es: Aufgepasst! Die Arbeit ruft!

Das Hundegeschirr wird nur beim Training bzw. beim Einsatz getragen. Werden die Hunde am Schluss mit Futter, einem Spiel und/oder jede Menge Streicheleinheiten und Lob belohnt, dann nutzt man auch hier Spielzeug, das nur nach erfolgreicher Suche ausgepackt wird. Im Alltag gibt es diese Form der Belohnung nicht!
Hundeführer müssen gut zu Fuß sein, denn die Spürhunde geben ein ordentliches Tempo vor. Außerdem ist es natürlich wichtig, dass die vermisste Person möglichst schnell gefunden wird. Sie könnte ja verletzt sein und dringend ärztliche Hilfe benötigen.

Oft finden die Hunde beim ersten Mal die Stelle nicht, an der sie abbiegen müssen, weil der Wind die Duftspur noch ein wenig weitertransportiert hat. Aber spätestens, wenn auf der Strecke keine Duftpartikel mehr wahrgenommen werden, kehren die Hunde um und suchen nach der Abzweigung, die sie übersehen haben.

Wirken die Suchhunde zwischenzeitlich abgelenkt, dann werden sie von ihren Trainerinnen kurz angesprochen: „Arbeiten!“ Und dann geht es auch schon weiter.
Gefunden!!!    

Am Schluss bekommt „Smilla“ hier eine saftige Belohnung, weil sie ganze Arbeit geleistet hat.

Während sie eine Zusatzportion Futter serviert bekommt, lieben andere Suchhunde am Schluss ein kurzes Spiel oder andere Formen von Belohnungen.
Da die Hunde ganz unterschiedlichen Rassen angehören (auch Misch-lingshunde sind im Einsatz!) und verschieden alt sind, bringen sie ganz eigene Talente in ihre Arbeit ein. Einige arbeiten sehr ruhig, andere mit sehr viel Temperament. Und auch ein Hund kann mal einen schlechten Tag haben…

Zum Rettungseinsatz zugelassen sind nur diejenigen Suchhunde, die eine umfassende Ausbildung absolviert und abschließend eine Prüfung bestanden haben. Am Schluss sichten zusätzlich Experten von der Polizei die geprüften Hunde. Im Ernstfall muss man sich auf jeden einzelnen Hund verlassen können.

Nach getaner Arbeit sind alle Suchhunde sehr erschöpft. Die zu leistende Kopfarbeit strengt sie mehr an als die körperliche Anstrengung. Bei den Menschen ist es eher umgekehrt: Sie müssen zu jeder Tages- und Nachtzeit bereit sein, viele Kilometer zurück zu legen, um die vermisste Person zu finden. Da musste auch schon mal ein Heiligabend im Kreise der eigenen Familie geopfert werden. Oder der Alarm schreckt alle Beteiligten nachts um halb drei Uhr aus dem Tiefschlaf.

Die Begeisterung ist groß, wenn eine vermisste Person gefunden werden kann und später wohlbehalten auf Angehörige trifft. Aber nicht immer ist eine solche Suche von Erfolg gekrönt: Je länger ein Mensch als vermisst gilt, desto schwerer fällt es den Hunden, ihre Spur aufzunehmen. Wind kann die Spur inzwischen verweht haben, andere Spuren überlagern vielleicht die Geruchspartikel oder der Regen hat alle Düfte weggeschwemmt. Dann sind die Enttäuschung und die Frustration groß. In Bad Bentheim wird zum Beispiel noch immer ein älterer Herr vermisst. Das belastet alle freiwilligen Helfer sehr!

Susanne Munk