Familiengeschichte als Migrationsgeschichte: Die Klasse 6Cb erforscht ihre Wurzeln

Wer glaubte, dass seine Familie bereits seit Jahr und Tag in der Grafschaft Bentheim ansässig ist, sah sich spätestens nach dem von der Universität Osnabrück initiierten Projekt „Familiengeschichte als Migrationsgeschichte“ getäuscht. Unsere 6Cb war eine von drei Klassen, die ihre familiären Wurzeln bis zurück zu den Urgroßeltern rekonstruierte, indem sie forschend tätig wurde und die Wanderungsbewegungen ihrer Familie notierte. Die so sorgfältig wie möglich ausgefüllten Bögen wurden anschließend nach Osnabrück geschickt, wo die Projektmitarbeiterin Frau Kaim mit den Daten ein Computerprogramm fütterte und für jeden Schüler und jede Schülerin eine Karte erstellte, die die eigenen Wanderungen, die der Eltern, Großeltern und Urgroßeltern – jeweils in verschiedenen Farben – zeigt.

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Direkt nach den Herbstferien besuchten uns die Osnabrücker Forscher und brachten die Karten mit, die wir dann in einem zweistündigen Workshop untersuchten. Mit von der Partie war an diesem Tag die Kulturmanagerin der Emsländischen Landschaft, Frau Knorr, und auch Herr Langlet schaute interessiert vorbei und ließ sich von den Schülerinnen und Schülern ihre Karten erklären.

Damit war das Projekt aber noch nicht beendet: Auf dem Programm stand außerdem die Teilnahme am Emsländischen Landschaftstag, der am 4. November 2016 im Kloster Frenswegen stattfand. Zuvor musste allerdings noch einiges an Einsatz gezeigt werden, denn die Schülerinnen und Schüler sollten den interessierten Besuchern des Landschaftstages ihre Familiengeschichte präsentieren, und das ging am besten über Plakate. Es wurden den Eltern Fotos abgeschwatzt und Kopien erstellt, Exponate wie das russische Arbeitsvisum einer Mutter gesammelt, geschnippelt, gemalt usw. Bis kurz vor der Abfahrt zum Kloster Frenswegen wurde letzte Hand angelegt.

Nach unserer Ankunft konnten wir dann unsere Plakate aufhängen und noch ein paar Kekse essen, bevor der Besucheransturm losging. Neben den Posterpräsentationen, bei denen sich die interessierten Gäste die Karten erklären ließen, gab es auch noch ein Erzählcafé (ohne Poster), zudem wurden zwei unserer Schülerinnen mit der verantwortungsvollen Aufgabe betraut, die Familiengeschichte einzelner Besucher zu notieren, damit diesen sozusagen live eine Karte mit den Wanderungsbewegungen ihrer Familie erstellt werden konnte.

Die Resonanz war durchweg positiv! Im Laufe des Tages sahen wir außerdem einige bekannte Gesichter, da auch Frau Beckmannshagen und Frau Spethmann (letztere mit ihrem Oberstufen-Religionskurs) den Landschaftstag besuchten. Nach einer Klosterführung und einem Mittagsimbiss traten wir gegen 14.00 Uhr wieder die kurze Heimreise an.

Fazit: Fast alle Schülerinnen und Schüler der Klasse 6Cb konnten feststellen, dass ihre Familien teils beeindruckende Wanderungsbewegungen hinter sich haben; da laufen die Linien nach Chile, Singapur, in die Staaten der ehemaligen Sowjetunion, sogar Südkorea ist dabei. Aber auch die, für die eine Karte der Grafschaft Bentheim ausgereicht hat, haben gelernt, dass selbst kurze Wanderungen nicht zu unterschätzen sind und Migration keine Ausnahme darstellt, sondern die Regel ist. Und wer weiß, wohin sie selbst sich einmal aufmachen werden!

Dr. Claudia von Behren